Am 21. März plant mal wieder ein neuer Shopping Dienst zu starten. Das Modell von SevenSnap ähnelt dem anderer „Glücksspiel“ Shops, wie zum Beispiel Swoopo als einen der bekanntesten Vertreter. Jedenfalls würde ich diese Kategorie der Online Shops so definieren. Über Swoopo hatte ich vor einiger Zeit mal eine Artikelserie geschrieben. Daraus wird ersichtlich, was ich eigentlich von solchen Shop-Angeboten halte.
SevenSnap geht zwar einen etwas anderen Weg, der in der Pressemeldung ausführlich beschrieben wird. Im Endeffekt läuft es aber auch darauf hinaus, dass viele Nutzer Geld zahlen müssen, damit einzelne Glückspilze in den Genuss von günstigen Artikeln kommen.
Die Idee von SevenSnap beruht darauf, dass man den Shop mobil zur Verfügung stellen wollte. Hierzu haben die Entwickler im Prinzip schon im Mai 2009 mit der Entwicklung des Konzepts und der damit verbundenen iPhone App begonnen. Leider haben sie bei der Einstellung der App in den Apple Store einen herben Rückschlag hinnehmen müssen.
Da Apple scheinbar das Konzept des Shops nicht gepasst hat, durfte das App nicht in den iTunes Store einziehen. Also mussten sich die Macher von SevenSnap etwas neues überlegen. Glücklicherweise hat sich in den letzten Monaten HTML5 deutlich weiter entwickelt. Diese Umgebung wird nun auch genutzt, ob eine Browser App zu erstellen, die im Prinzip den gleichen Funktionsumfang hat, wie die ursprünglich native iOS App.
Auf dem Blog von SevenSnap gibt es zum Werdegang und zur Darstellung der Web App auf dem iPhone zahlreiche Infos und auch Videos. Nachdem nun in der Betaphase letzte Tests gefahren und Fehler behoben werden, soll der Dienst am 21. März 2011 um 19.30 Uhr starten. Zunächst plant man, den Dienst nur einige Stunden am Tag bereit zu stellen und möchte den Nutzern von SevenSnap ein möglichst faires und transparentes Kauferlebnis bieten.
Natürlich werde ich den Dienst beim Start auch testen. Da zum Start ein iPad 2 angeboten wird und meine Frau am 21. März auch noch Geburtstag hat, wäre es doch toll, wenn ich ein iPad 2 günstig erstehen könnte 😉 .
Dies bringt uns nun auch zu dem Verkaufsmodell, welches ich nun kurz erläutern möchte. SevenSnap möchte alle 60 Minuten ein Produkt zu günstigen Kondition in den Shop einstellen. Hierbei ist sogar geplant, schon mit dem Startpreis der günstigste Anbieter zu sein.
Damit man den Shop betreten und somit ein Produkt kaufen kann, muss man ein Zeitguthaben erwerben. Mit diesem Zeitguthaben kann man sich eine entsprechende Zeitspanne im Shop-Raum aufhalten. Ein Produkt kann man natürlich nur kaufen, wenn man sich im Shop-Raum aufhält.
Sobald ein potentieller Käufer den Raum betritt, wird der Preis des angebotenen Artikels günstiger. Der Artikel verbilligt sich immer um genau 50% des eingesetzten Zeitguthaben der Anwesenden. Eine Minute Aufenthalt im Shop-Raum kosten pro Minute 89 Cent. Die Abrechnung erfolgt im 30-Sekunden Takt.
Betritt man also den Shop, dann wird der Artikel um 0,445 Euro günstiger. Und dies für jede Minute, in der man sich in dem Raum befindet. Damit dürften so beliebte Artikel, wie ein iPad 2 wahrscheinlich die 2. Minute schon gar nicht mehr erleben.
Sobald sich 10 Kaufinteressenten im Shop befinden, sinkt ein Artikelpreis um 4,45€. Bei 100 Teilnehmern in der ersten Minute reduziert sich der Preis schon um 44,50€ und sollten sich in der ersten Minute direkt 500 Käufer einfinden, dann würde der Preis theoretisch in der ersten Minute um bis zu 222,50€ sinken. Nach der zweiten Minute würde man das iPad schon fast geschenkt bekommen, wenn die 500 Käufer solange im Shop verweilen würden.
Sobald ein Käufer zuschlägt, werden alle anderen Teilnehmer im Raum informiert und der Produktpreis wird wieder auf den Startpreis zurück gesetzt. Dann kann man sich überlegen, ob man noch weiterhin im Raum bleiben und einen weiteren Versucht starten möchte. Der eigene Einsatz wird dann natürlich immer höher.
Dies dürfte aber nicht der Fall sein, da einige Käufer sicherlich schon zu schlagen, wenn man den Artikel 10-20% günstiger bekommen kann. Und hier kommt eben das Glücksspiel dazu. Die Frage ist, wer als erster die Nerven verliert und irgendwann zuschlägt. Dadurch erzielt man sicherlich das spannende Kauferlebnis, welches man mit diesem Dienst anbieten will. Aus meiner Sicht bleibt es aber ein Glücksspiel.
Schließlich wird es zahlreiche Käufer geben, die mindestens 0,89 Euro eingesetzt haben. Bleiben wir bei obigem Beispiel, dann haben die 500 Teilnehmer theoretisch jeder 1,78€ eingesetzt. Es sollte also jeder selbst entscheiden, was ihm ein „Los“ in Form von Zeitguthaben wert ist und ob er dafür die Chance auf einen günstigen Produktkauf nutzen möchte.
Ich muss zugeben, dass mir das Konzept grundsätzlich deutlich besser gefällt, als bei vielen Wettbewerbern. Wirklich bewerten kann ich den Dienst natürlich erst, wenn ich ihn einmal selbst getestet habe. Ich bin also gespannt, was uns am 21. März erwartet und wie lange es dauert, bis das iPad verkauft ist. Mein Tipp ist, dass es keine 30 Sekunden „überlebt“.
Sobald ich den Dienst getestet habe, werde ich natürlich wieder einen kleinen Erfahrungsbericht dazu schreiben. Vielleicht bin ich ja doch positiv überrascht. Wobei dies natürlich auch von den Produkten abhängen wird, die bei SevenSnap demnächst zu haben sind.
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Hallo Jürgen,
ich danke Dir sehr für Deinen Blogbeitrag 🙂 Ich bin übrigens Tobias, der Gründer und Geschäftsführer von SevenSnap.
Du sprichst in Deinem Beitrag sehr interessante und wichtige Punkte an. Mir ist es ein großes Anliegen, mit Dir über den „Glücksspiel-Vergleich“ zu diskutieren.
Generell gilt: Ein iPhone 4 kostet nunmal 629,- Euro. Wenn Du also nur 400 Euro hast, dann kannst Du Dir schlichtweg kein iPhone 4 leisten. Das liegt im Grundsatz der Natur. Daher kann es nur 3 Möglichkeiten geben: Entweder Du kaufst Dir das Gerät für 629,- Euro, Du kaufst Dir das Gerät nicht und sparst weiter oder Du gehst ein Risiko ein um es günstiger zu kaufen. Auch das liegt im Grundsatz der Natur.
Anbieter wie Swoopo werben damit, dass man ein iPhone 4 z.B. für 50 Euro kaufen kann. Das bedeutet, dass die Erwartungshaltung des Nutzers natürlich entsprechend hoch ist – denn er denkt, dass er ein iPhone 4 für 50 Euro kaufen kann. Allerdings wird nur eine von z.B. 100 Personen das iPhone zu diesem Preis erhalten. Alle anderen gehen leer aus und sind enorm enttäuscht. Und genau dieses Szenario, dass x hundert Personen leer ausgehen und eine schlechte Erfahrung haben, möchten wir mit SevenSnap ausdrücklich NICHT erzielen!
Wir haben in den letzten Monaten gelernt, dass unsere Nutzer kein iPhone 4 für 50 Euro kaufen möchten – denn unsere Nutzer sind so intelligent, dass sie wissen, dass dies nur realisierbar ist, wenn viele Personen leer ausgehen. Nein, unsere Nutzer möchten einen guten, angemessenen Preis für ein iPhone 4 bezahlen und Spaß beim Einkaufen haben. Aus diesem Grund starten wir – nicht wie Swoopo – bei 1,- Euro sondern mit einem Preis, zu welchem man jederzeit kaufen kann.
Doch der eigentliche Mehrwert an SevenSnap ist, dass unser Startpreis im Snap Room immer sehr attraktiv ist und oftmals sogar der günstigste Preis im Web ist. Das bedeutet, dass jeder Nutzer, der den Snap Room betritt, sofort das Produkt zu einem guten Preis kaufen kann. Das ist dann quasi eine Art „Schnäppchen-Garantie“. Ich denke das ist der richtige, nachhaltige Weg im Entertainment-Shopping.
Wenn der Nutzer allerdings darauf spekuliert, dass er 20% sparen möchte, dann ist natürlich das Risiko entsprechend höher.
Generell liegt es in der Hand des Nutzers: Wir geben ihm mit SevenSnap ein super transparentes Shopping-Modell an die Hand und der Nutzer muss entscheiden wie er damit umgeht.
Für uns zählt aber grundlegend, dass wir den Startpreis immer sehr attraktiv machen möchten und unseren Nutzern ein faires und transparentes Modell mit an die Hand geben möchten.
Liebe Grüße,
Tobias
Hallo Tobias,
vielen Dank für den ausführlichen Kommentar, den ich urlaubsbedingt erst jetzt beantworten kann. Wie in meinem Beitrag bereits angedeutet, stimme ich dir zu, dass euer Angebot und eure Strategie sich tatsächlich von ähnlichen Dienstleistungen im Netz unterscheidet. Die von euch gewünschte Transparenz scheint tatsächlich gegeben zu sein.
Trotzdem liegt es nun einmal in der Natur von solchen Shopping-Konzepten, dass diese eher einem „Glücksspiel“ entsprechen, als einem normalen Shop, bei dem ich einen Artikel zu einem günstigen Preis erwerben kann. Dem ist auch nichts vorzuwerfen. Da grundsätzlich alle Seiten – bis auf diejenigen, die nicht zum Zuge kommen – etwas von einem solchen Konzept haben, finde ich die Idee grundsätzlich gut.
Jeder Teilnehmer sollte sich nur von Anfang darüber klar sein, an welchem Shopping-Konzept er sich beteiligt. Dann ist es auch die persönliche Sache jedes einzelnen, ob er ein paar Euro riskieren will oder dafür lieber Lotto spielt.
Ich gespannt auf euren Dienst, wünsche euch viel Erfolg und werde ich auf jeden Fall ausprobieren.