Nachdem ich bereits einen Rückblick auf die Ertragsstatistik unserer PV-Anlage für 2023 dargestellt habe, gibt es heute wieder die jährliche Darstellung der Wirtschaftlichkeit unserer PV-Anlage. Die Betrachtung der Werte ist natürlich sehr subjektiv, kann aber sicherlich auch als Anregung für eigene Berechnungen oder Bewertungen von PV-Anlagen genutzt werden.
Nachdem es bereits im letzten eine Veränderung bei der Versteuerung von PV-Anlagen und 30kWp gab und Anlagen bis zu dieser Größe nicht mehr der Einkommensteuer unterliegen, gab es im Jahr 2023 eine Änderung bei der Umsatzsteuer. Wir hatten uns beim Kauf der Anlage gegen die Kleinunternehmer-Regelung entschieden, so dass wir die gezahlte Umsatzsteuer bei den Anschaffungskosten zurück bekommen haben. Dafür musste man aber auf den selbst verbrauchten Strom Umsatzsteuer zahlen.
Ab 2023 gibt es einen Umsatzsteuersatz von 0% auf die Anschaffung und Installation von PV-Anlagen. Damit kann man sofort in die Kleinunternehmerregelung gehen und hat grundsätzlich nichts mehr mit irgendwelchen Steuern zu tun. Für Altanlagenbesitzer gab es eine Option, die Anlage in sein Privatvermögen zu überführen. Diese Option haben wir auch genutzt, so dass wir auf den Eigenvebrauch keine Umsatzsteuer mehr zahlen müssen.
Wir bleiben damit zwar weiterhin in der Regelbesteuerung müssen aber nur noch die Umsatzsteuer für die Einspeisevergütung abführen. Dieser Posten wird quasi durchgereicht.
Aus Gründen der Vollständigkeit und der besseren Verständlichkeit gehe ich wieder auf alle Werte ein, auch wenn diese sich aus den Darstellungen der Vorjahre nicht verändert haben.
Gestehungskosten ermitteln
Mit den Gestehungskosten werden die Kosten ermittelt, die für die zu erwartende Stromerzeugung benötigt werden. Also in erster Linie die Anschaffungs- und Betriebskosten über eine angenommene Laufzeit. Ich habe hierbei keine Kapitalverzinsung mit einkalkuliert, da ich für mich eine PV-Anlage nicht als Investmentanlage ansehe.
Die Gestehungskosten nutze ich u.a. bei der Berechnung des günstigsten Strompreises in Verbindung mit dem dynamischen Strompreis von Tibber. Damit kalkuliere ich die wirtschaftlich günstigsten Zeiten in erster Linie für das Aufladen unserer E-Autos bzw. für die Wasch- und Spülmaschine.
Ausgaben zur Ermittlung der Gestehungskosten
An der Basis unserer Gestehungskosten, den Ausgaben für die PV-Anlage, hat sich bisher nichts geändert.
Bei den Gestehungskosten werden alle Ausgaben zur Anschaffung und für den laufenden Betrieb berücksichtigt. Diese werden dann in Bezug zum Ertrag der PV-Anlage gesetzt. In unserem konkreten Fall sieht die Rechnung dann wie folgt aus:
Ausgaben PV-Anlage | Nettobetrag | Kosten pro Jahr (bis 2022) | Kosten pro Jahr (ab 2023) |
---|---|---|---|
Anschaffungskosten (2020) | 13.793,10 € | 689,66 € | 689,66 € |
Wartung/Reinigung/Versicherung | 235,00 € | 235,00 € | 309,40 € |
Gesamtkosten | 924,67€ | 999,06 € |
Die Wartungskosten waren in den ersten Jahren etwas günstiger und bis 2023 konnten wir noch die Umsatzsteuer als Vorsteuer ansetzen und haben diese vom Finanzamt zurück erhalten. Ab 2023 könnte ich eigentlich noch den potentiellen betrieblichen Anteil der Umsatzsteuer als Vorsteuer ansetzen. Da die Übernahme in den Privatbesitz aber davon ausgeht, dass man einen Selbstverbauch von ca. 90% erzielt, spare ich mir die Angabe für nur 5€ Umsatzsteuer.
Gestehungskosten berechnen
Mit diesen Informationen können jetzt die Stromgestehungskosten ermittelt werden. Hierzu wird aber noch der tatsächliche bzw. zu erwartende Ertrag der PV-Anlage benötigt. Bisher bin ich von jährlich ca. 8.000kWh ausgegangen. Der aktuelle Durchschnittswert über die letzten drei Jahre beträgt aktuell allerdings 7.900kWh. Nachdem das letzte PV-Jahr nicht so berauschend war und ich auf noch viele bessere Jahre hoffe, lasse ich den Wert zunächst bei den 8.000kWh.
Kosten pro kWh | bis 2022 (3 Jahre) | ab 2023 (17 Jahre) |
---|---|---|
Kosten pro Jahr | 924,67 € | 999,06 € |
Preis pro kWh (Ertrag pro Jahr 8.000kWh) | 0,116 € | 0,125 € |
Die Berechnung unserer kalkulatorischen Gestehungskosten im Schnitt über 20 Jahre ermitteln sich nun wie folgt:
Preis pro kWh = ((0,116€ * 3) + (0,125 * 17)) / 20 = 0,124€ pro kWh
Somit kennen wir nun die Kosten für jede kWh, die von der Solaranlage erzeugt wird. Damit kann man nun grundsätzlich ermitteln, was uns der gesamte Stromverbrauch kostet bzw. auch, welche Kosten für einzelne Verbraucher entstehen. Hierzu müssen dann immer die entsprechenden Autarkiewerte berücksichtigt werden.
Verbrauchskosten und Einsparung durch die Photovoltaik-Anlage
Wenn ich jetzt die Verbrauchskosten des Gesamtverbrauchs ermitteln will oder von einzelnen Geräten, dann muß neben dem Preis für den Strom aus der PV-Anlage auch der Preis für die kWh aus dem Netz heran gezogen werden. Nachfolgend habe ich nochmal die Kosten dargestellt, die sich entsprechend unserer Stromrechnungen ergeben haben.
Netzbezugskosten | bis 2022 | bis 03/2023 | ab 04/2023 | ab 2024 |
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Verbrauch | 13.556 kWh | 1.862 kWh | 5.054 kWh | 6.800 kWh |
Netzbezug | 7.267 kWh | 1.211 kWh | 2.808 kWh | 3.800 kWh |
Arbeitspreis pro kWh (brutto) | 0,255 € | 0,29 € | 0,225 € | 0,25 € |
Grundgebühr pro Jahr (brutto) | 179,94 | 208,46€ | 172,70 € | 200,00 € |
Gesamte Verbrauchskosten ohne PV | 3.828,99 | 607,67 € | 1.288,09 € | 1.900 € |
Netzbezugskosten | 2.209,02 | 403,77 € | 749,33 € | 1.150 € |
Seit Mitte April sind wir bei Tibber und nutzen den dynamischen Strompreis. Hierzu habe ich auch schon diverse Erfahrungsberichte und Kostenberechenungen vorgestellt. Die Berechnung des Strompreises ohne PV ist nun nicht mehr ganz genau möglich, da die Preise, zu der der Strom verbraucht wurde unterschiedlich sind.
Bei meiner Schätzung für die Folgejahre habe ich in meiner Rechnung keine Preissteigerungen einkalkuliert, da man diese sowieso nicht richtig schätzen kann. Die Kosten musste ich jedoch schon leicht anheben, da die Netzbezugskosten ab April deutlich steigen werden. Im Laufe der Zeit sollten sich die Kalkulation auf Grund der tatsächlichen Ist-Kosten immer mehr den realen Werten nach einer Betrachtung von 20 Jahren anpassen.
Kosten pro Jahr | 2021 | 2022 | Gesamt bis 2022 | 2023 | Gesamt bis 2023 | ab 2024 |
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Gesamtverbrauch | 7.135kWh | 6.421kWh | 13.556kWh | 6.916kWh | 20.472kWh | 6.800kWh |
Eigenverbrauch | 3.176kWh | 3.114kWh | 6.290kWh | 2.873kWh | 9.163kWh | 3.000kWh |
Netzbezug | 3.959kWh | 3.307kWh | 7.266kWh | 4.019kWh | 11.285kWh | 3.800kWh |
Netzbezugskosten | 1.092 € | 1.118 € | 2.209 € | 1.153 € | 3.362 € | 1.150 € |
PV-Gestehungskosten für Eigenverbrauch | 394 € | 386 € | 780 € | 356 € | 1.136 € | 372 € |
Umsatzst. auf den Eigenverbrauch | 130 € | 156 € | 286 € | 0 € | 286 € | 0 € |
Stromkosten mit PV-Anlage | 1.616 € | 1.660 € | 3.275 € | 1.509 € | 4.784 € | 1.522 € |
Stromkosten ohne PV-Anlage | 1.832 € | 1.998 € | 3.829 € | 1.896 € | 5.725 € | 1.900 € |
Ersparnis ohne Betrachtung der Einspeisung | 216 € | 338 € | 554 € | 387 € | 941 € | 378 € |
Bisher haben wir also durch die PV-Anlage etwa 941€ Stromkosten gespart. Pro Jahr sollten wir in Zukunft etwa 380€ bis 400€ sparen können, wenn sich die Strompreise nicht wesentlich verändern.
Mit diesen Werten würden wir also über 20 Jahre in etwa folgende Stromkosten einsparen können:
Ersparnis über 20 Jahre = 941€ + 17 * 378€ = 7.367€
Die Ersparnis ist gegenüber meiner letzten Wirtschaftlichkeitsberechnung leicht gesunken, was an der etwas andern Verteilung zwischen Selbstverbrauch un Netzbezug liegt.
Einspeisevergütung und Gestehungskosten
Die Einnahmeseite einer PV-Anlage ist relativ simpel, wenn man die steuerliche Betrachtung außen vor lässt (und nun ja komplett weggefallen ist). In diesem Fall ist es die Vergütung der Netzeinspeisung, die man vom Netzbetreiber erhält.
In unserem Fall erhalten wir eine Nettovergütung von 0,0864€ für jede eingespeiste kWh. Da die Gestehungskosten höher sind, als die Einspeisevergütung, machen wir also mit dem eingespeisten Strom immer einen Verlust von ca. 3,8ct pro kWh. Im letzten Jahr wollte ich mal das Thema Dirketvermarktung beobachten. Jedoch scheint sich das bei der Größe unserer Anlage nicht wirklich zu lohnen.
Die folgende Tabelle zeigt die Werte einmal für die Istwerte aus 2021 sowie 2022 und die Prognosewerte für die folgenden 18 Jahre.
Einspeiseergebnis | bis 2023 | ab 2024 (17 Jahre) | Gesamt |
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Eingespeiste Strommenge | 14.619 kWh | 85.000 kWh | 99.619 kWh |
Einnahmen aus Einspeisung | 1.263,08 € | 7.344,00 € | 8.309,09 € |
Ausgaben für Einspeisung | 1.812,76 € | 10.540,00 € | 11.587,72 € |
Ergebnis | -549,68 € | -3.196,00 € | -3.745,68 € |
Betrachtet man nur die eingespeiste Strommenge machen wir damit einen Verlust von 3.745,68€ über die 20 Jahre, in denen es die Vergütung gibt. Damit wird noch deutlicher, wie wichtig der Eigenverbrauch für die Finanzierung einer Photovoltaikanlage ist. Jede selbst verbrauchte kWh verbessert unser Ergebnis und verkürzt die Amortisationszeit.
Gesamtbetrachtung der Einnahmen und Ausgaben unserer PV-Anlage
Nun haben wir alle Werte ermittelt, die uns den Vergleich der PV-Anlage mit den Stromkosten ohne Photovoltaik ermöglichen. Die Werte sind immer die Ermittlung aus dem tatsächlichen Werten von 2021 aus gerechnet.
Istwerte bis 2022 und Prognosewerte ab 2023 bis 2040 | mit Photovoltaik |
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Gesamtverbrauch über 20 Jahre | 136.072 kWh |
Stromkosten ohne PV-Anlage (ohne Preissteigerung) | 38.025 € |
Ersparnis aus Selbstverbrauch | 7.367 € |
Ergebnis aus der Einspeisung | -3.746 € |
Gesamtersparnis durch die PV-Anlage | 3.603 € |
Stromkosten mit PV-Anlage | 34.422 € |
Durchschn. Strompreis ohne PV-Anlage | 0,280 € |
Durchschn. Strompreis mit PV-Anlage | 0,253 € |
Auf Grund des schlechten Jahres 2023 und der daraus teilweise neu kalkulierten Prognosewerte für die folgenden 17 Jahre ist unsere persönliche Ersparnis gegenüber der Kalkulation aus dem Vorjahr nochmals ein wenig gesunken. Mal schauen, wie sich die Strompreise in den nächsten Jahren entwickeln. Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass diese zunächst noch etwas steigen werden aber in ein paar Jahren – wenn sich die erneuerbaren Energien durchsetzen und die Netze besser ausgebaut sind – auch wieder leicht sinken.
Betrachtung der Einkommensteuer in Bezug auf die PV-Anlage
Durch den Wegfall der Besteuerung ab 2022 ist die Betrachtung der Einkommensteuer in Bezug auf die Amortisation der Anlage deutlich einfacher. Die Werte für meine persönliche Ersparnis aus den Jahren 2020 und 2021 kenne ich und darüber hinaus wird es keine Veränderungen mehr geben.
In Summe hatten wir in den beiden Jahren einen Steuervorteil von etwa 1.700€. Damit ergibt sich über 20 Jahre eine Gesamtersparnis durch die PV-Anlage von ca 5.300€. Damit sollte in der Zeit auch ein Tausch des Wechselrichters finanzierbar sein.
Amortisation unserer PV-Anlage
Zum Schluß möchte ich in der nachfolgenden Grafik nochmals darstellen, wie sich denn nun die Amortisation unserer PV-Anlage entwickelt. In 2020 wurde mit der Anschaffung natürlich der größte Geldbetrag ausgegeben. Mit den jährlichen Ersparnissen wird das Geld dann über die Jahre wieder eingespielt. Nach aktueller Kalkulation ist die PV-Anlage Anfang Jahr 2035, also nach etwa 14-15 Jahren, bezahlt und wirft ab dann quasi nur noch Gewinn ab.
Da davon auszugehen ist, dass die Anlage eher 25 bis 30 Jahre in Betrieb ist, hat sie sich insgesamt nicht nur für die Umwelt, sondern auch finanziell gelohnt. Spannend wird nochmal sein, wie die Berechnung in Verbindung mit der geplanten Wärmepumpe aussieht. Darüber hinaus wollte ich mir ja mit den Einnahmen aus der Werbung für Tibber doch noch eine Powerstation anschaffen. Diese sollte den Eigenverbrauch wenigstens etwas erhöhen und die Kosten der Gesamtanlage nur geringfügig verändern.