Was ich heute morgen im Kölner Stadt Anzeiger lesen musste, hat bei mir nur große Fassungslosigkeit hinterlassen. In Göttingen hat die Behörde einem Sozialhilfeempfänger die Sozialhilfe gekürzt, da er zusätzliche „Einnahmen“ durch Betteln erzielt. Unglaublich aber wahr.
So soll einem Mitarbeiter des Sozialamts aufgefallen sein, dass ein Sozialhilfeempfänger beim Betteln 7,40 Euro eingenommen hatte. Diese Einnahmen wurden scheinbar auf einen Monat hochgerechnet. Dem Mann wurde dann schriftlich mitgeteilt, dass man seine Sozialhilfe um 120,- Euro pro Monat kürzen wird.
Haben die Mitarbeiter in Göttingen eigentlich nichts anderes zu tun ? Wie stelle ich mir das eigentlich praktisch vor ? Hat der Mitarbeiter des Sozialamts den Bettler nach seinen Daten gefragt um dann eine Prüfung vorzunehmen oder kannte er ihn vielleicht ? Hat er sich darüber hinaus die „Einnahmen“ des Tages erläutern lassen oder hat er mit „fachmännischem“ Blick gesehen, wie viel der Sozialhilfeempfänger erbettelt hatte. Überhaupt erstmal auf die Idee zu kommen, diese Prüfung vorzunehmen – einfach unfassbar.
Die Mitarbeiter des Sozialamts sollten sich meiner Einschätzung nach mehr mit den tatsächlichen Betrugsfällen im Rahmen der Sozialhilfe bemühen. Hier hätten sie sicherlich genug zu tun. Ich hoffe, dass der betroffene Mitarbeiter einen Einzelfall darstellt. Allerdings muss ein Sprecher der Stadt Göttingen eingeräumt haben, dass es ähnliche Vorgänge bereits 2-3mal gegeben hätte.
Nicht genug, dass jemand, der mit seiner Sozialhilfe nicht auskommt, den demütigen Weg des Bettelns gehen muss. Nein, selbst diese kleinen Einnahmen werden ihm in Göttingen auch noch zum Verhängnis.
Glücklicherweise wird das Vorgehen der Stadt Göttingen nun vom Land NRW überprüft. Hoffen wir mal, dass die Verantwortlichen einen entsprechenden Denkzettel erhalten.
Diese unglaubliche Geschichte – vor allem ihre Fortsetzung – hat mich heute auch beschäftigt und in meinem Blog zu ein paar Überlegungen angeregt:
http://tonwertkorrekturen.wordpress.com/2009/03/30/betteln/
Godwi